Grüne wollen gemeinsame Versorgungsregion Österreich
Das österreichische Gesundheitssystem ist zersplittert und kämpft mit Kompetenzstreitigkeiten. Um das zu ändern, legen die Grünen einen umfassenden Reformplan vor: Mit der gemeinsamen Versorgungsregion Österreich soll das System vereinfacht, bundesweit einheitlich finanziert und besser gesteuert werden – für gleiche Chancen auf gute Versorgung, egal wo man lebt.
Ziel des Grünen Modells ist ein einheitliches System mit klaren Zuständigkeiten, österreichweit einheitlichen Qualitätsstandards und Finanzierung aus einer Hand.
Die steirische Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl mahnt mehr Mut zu klaren Strukturen ein: „Unser Gesundheitssystem wird nicht zu Tode gespart, sondern von den Bundesländern zu Tode gesteuert. Neun Kapitäne, neun Richtungen – und am Ende bleibt die Versorgung auf der Strecke.“
Auch der Grüne Gesundheitssprecher im Nationalrat Ralph Schallmeiner betont: „Unser Gesundheitssystem scheitert nicht an den Menschen, sondern an seinen Strukturen. Allein 2024 wurden 57 Milliarden Euro für Gesundheit ausgegeben. Das Geld ist also da. Die Frage ist, wie wir es effizient einsetzen. Mit neun verschiedenen Systemen, Budgets und Interessen kann das auf Dauer nicht funktionieren. Wir wollen Ressourcen dorthin lenken, wo sie wirklich gebraucht werden.“
Der 6-Punkte-Plan: Gesundheit neu gedacht
1. Gesundheitsversorgung gemeinsam planen und fair finanzieren
Österreich wird zu einer gemeinsamen Versorgungsregion mit klar definierten Zuständigkeiten, einheitlichen Qualitätsstandards und transparenter Finanzierung aus einer Hand. Spitalsplanung und -finanzierung liegen künftig zentral beim Bund, das Gesundheitsministerium übernimmt die Planung aller Bereiche für ganz Österreich. Länder und Gemeinden bleiben über regionale Strukturpläne eingebunden, die regelmäßig überprüft und aktualisiert werden.
Bund und Sozialversicherung tragen gemeinsam die Verantwortung für eine nachvollziehbare Finanzierung. Damit entsteht ein Gesundheitssystem, das bedarfsorientiert, gerecht und effizient funktioniert – mit klaren Zuständigkeiten und ohne politische Revierkämpfe zwischen den Ebenen.
2. Einheitliche Verträge und faire Bedingungen für alle Gesundheitsberufe
Alle Gesundheitsberufe im niedergelassenen Bereich arbeiten künftig unter einem einheitlichen, österreichweiten Vertrag. Unterschiede bei Leistungsumfang oder Honorierung gehören damit der Vergangenheit an. Ein moderner, bundesweit geltender Leistungskatalog sorgt für Fairness, Transparenz und Planungssicherheit – für Ärzt:innen, Pflegekräfte und Therapeut:innen gleichermaßen. Das Ziel: Gleiche Leistungen und gleiche Bedingungen – egal, ob in Graz, Lienz oder Freistadt.
3. Verlässliche wohnortnahe Grundversorgung und starke Prävention
Künftig entscheidet der regionale Bedarf – nicht politische Machtspiele – darüber, wo Versorgungsangebote entstehen. Durch den gezielten Ausbau mobiler Dienste und Community-Nursing-Modelle wird insbesondere am Land eine wohnortnahe und präventive Versorgung gesichert. So entsteht eine Gesundheitsversorgung, die Betreuung dort stärkt, wo Menschen sie wirklich brauchen: im Alltag, in der Gemeinde und im vertrauten Umfeld.
4. Rettungswesen und Notfallversorgung österreichweit modernisieren
Die Notfallversorgung und das Rettungswesen werden österreichweit vereinheitlicht und modernisiert. Einsatzsteuerung, Ausbildung und Zuständigkeiten werden klar geregelt, damit Patient:innen überall die gleiche Qualität und Geschwindigkeit erwarten dürfen. Das schafft ein Rettungssystem, das schnell, sicher und effizient funktioniert – in der Stadt ebenso wie am Land.
Die Steiermark zeigt exemplarisch, warum eine einheitliche Planung und klare Zuständigkeiten im Gesundheitswesen so wichtig sind. Die folgenden Punkte ergänzen den Reformplan um den Blick auf regionale Erfahrungen und notwendige Verbesserungen.
5. Gesundheitsplanung mit verlässlichen Daten und fairer Personalpolitik
Der jüngste Bericht des Landesrechnungshofes nennt deutliche Defizite in der Personalplanung des steirischen Gesundheitswesens: veraltete Modelle, fehlende faktenbasierte Grundlagen und mangelnde strategische Steuerung. Künftig soll eine moderne Personalplanung auf validen Daten beruhen, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und Ausbildungskapazitäten gezielt zu erweitern. Ein höherer Personalschlüssel in der Pflege ist dabei ein zentraler Faktor für bessere Arbeitsbedingungen. Unterstützende Hilfsdienste – etwa im Besuchermanagement oder in der Dokumentation – entlasten das Fachpersonal und erhöhen die Qualität der Betreuung.
6. Transparenz und offene Kommunikation stärken Vertrauen in Reformen
Reformen brauchen Transparenz. Laufende, proaktive Information über Planungsgrundlagen, Projektfortschritte und Umsetzungsstände stärkt das Vertrauen der Bevölkerung und der Beschäftigten. Transparente Strukturen und nachvollziehbare Entscheidungen schaffen zusätzlich Vertrauen – auch bei der Verwendung öffentlicher Mittel. Künftig sollen Gelder gezielt dort eingesetzt werden, wo sie die Versorgung spürbar verbessern. So entstehen Verständnis für notwendige Veränderungen und Reformen, die nachvollziehbar sind.
Vertrauen gibt es nur mit nachvollziehbaren Entscheidungen
„Gerade in der Steiermark spüren wir, was passiert, wenn Verantwortung hin und her geschoben wird und Entscheidungen zu lange dauern“, betont Krautwaschl. „Wir haben die Probleme im Gesundheits- und Pflegebereich nie schöngeredet, sondern immer auf Reformen gedrängt, die nachvollziehbar sind und den Alltag der Menschen verbessern.“
Die Grünen werden keine Landtagsinitiativen mittragen, die den Menschen falsche Hoffnungen machen und auf Stillstand setzen. „Wer Versorgungssicherheit verspricht, darf die Menschen nicht länger hinhalten“, so Krautwaschl. „Unser aller Ziel muss es sein, Vertrauen wieder zurückzugewinnen – und das gelingt nur, wenn Entscheidungen nachvollziehbar getroffen und Versprechen auch eingehalten werden.“

